Das Münchener Kindl aus Schlierbach
Franz Ringer
Franz Ringer ist eine auffällige Persönlichkeit in der Zeit des Münchener Jugendstils. Seine Werke erscheinen teils bodenständig und volksnah, teils sehr anspruchsvoll. Er schuf Inneneinrichtungen, Schmiedewerke, Grafiken, Keramiken und vieles mehr, das sich unter dem Oberbegriff Kunstgewerbe zusammenfassen lässt. Als Mitglied des Bayerischen Kunstgewerbevereins steht der Name Ringer besonders in Münchener Raum wie übrigens auch bei Bierkrugsammlern repräsentativ für einen lebensnahen Jugendstil. Vielen ist das Glockenspiel des Münchener Rathauses bekannt. Die Firguren wurden von Ringer und dem Bildhauer Frey gestaltet.
In einer Preisliste der Wächtersbacher Steingutfabrik von 1912 findet sich eine Anzahl von Bonbonnieren, die von Franz Ringer entworfen wurden. Gelegentlich tauchen diese Stücke im Antiquitätenhandel auf, leicht zu erkennen als Produkte der Keramikfabrik. Allein, diese Stücke dem Jugendstil zuzuordnen mag schwer fallen.
Ausschnitt einer nachträglich eigefügten Seite 11a im Direktionskatalog der Fabrik von 1912-1917 |
Bonbonnieren von Franz Ringer (Privatbesitz) |
Bisher gibt es keine klaren Hinweise auf eine direkte, künstlerische Zusammenarbeit mit der Fabrik. Eher handelt es sich bei den Bonbonnieren um Sonderanfertigungen in Kooperation mit der Müchener Firma Pauson, die seinerzeit in München einen florierenden Handel mit Sonderanfertigungen betrieb. Pausons Geschäftsfeld konzentrierte sich auf - heute würde man sagen - Tourismus- und Lokaldevotionalien (Münchener Kindl) und Franz Ringer hat die Bonbonnieren wohl im Auftrag der Firma Pauson entworfen, für die er auch Bierkrüge gestaltete.
Lebensstationen Franz Ringer
Geb. 7.10.1865 - gest. 1.12.1917 in München;
Schreinerlehre bei seinem Vater;
1888 Technische Hochschule Aachen, Architektur-Ausbildung bei Karl Krauß, Formbildung und Steinmetzarbeit;
Assistent des Bildhauers Prof. Josef von Kramer in München;
bis zu seinem Tod selbständig als Freischaffender für angewandte Kunst.