Heinz Riefers Mutbeweis

Der Kaminkehrer im Kesslhaus-Schornstein


Weithin sichtbares Wahrzeichen Schlierbachs

Der größte Schornstein auf dem Fabrikgelände stand am östlichen Ende des Betriebsgeländes. Er wurde bis zum Betriebsschluss genutzt. Zuletzt war es der Abgasschornstein für das dieselbetriebene Kesselhaus. Über die Jahre wurde der Kamin für wechselnde Antriebs- und Heizsysteme genutzt. Von Zeit zu Zeit wurden immer wieder Reparaturen notwendig. So änderte sich das Aussehen des Kamins im Laufe der Jahrzehnte. Selbst die interessante Kaminkrone wurde den Zeichen der Zeit geopfert und statt dessen das Fabrikogo der 80er Jahre aufgemalt.


Modell des Betriebsgeländes
Modell des Betriebsgeländes aus dem Jahr 1957

Hausputz im Sommer

Der große Schornstein wurde natürlich nicht von einem Schornsteinfeger gereinigt. Die Reinigung des hohen Schlotes war immer Sache der Schlosserei. Das Kesselhaus musste abgeschaltet werden, damit die Reinigung möglich war. Die Rauchzüge konnten nämlich nur von innen gesäubert werden. Den Abgasweg muss man sich folgendermaßen vorstellen. Vom Kesselhaus wurden die Abgase durch einen Kanal zu dem zwazig Meter entfernten Schlot fast waagrecht geführt bevor der Kanal am Fuß des Schornsteins mündete. Der Verbindungskanal hieß "Fuchs" und war das arbeitsintensivste Problem der Anlage. Für die gründliche Reinigung brauchte es einen ganzen Arbeitstag. Alles andere als eine leichte, saubere Arbeit.

Die Schlosser Georg Werth und Heinrich Schönhut im Kesselhaus
Die Schlosser Georg Werth und Heinrich Schönhut im Kesselhaus

Der Rohrdurchmesser im Fuchs war für wohlgenährte Schlosser undurchdringlich. Deshalb musste immer ein junger, schlanker Kollege ran und sich bis zum Schornstein vorarbeiten. Anfang der 60er Jahren traf diese Aufgabe Heinz Riefer.

Arnold Volz, Heinrich Schönhut und Georg Werth sprechen Heinz Riefer Mut zuHeinz Riefer in Schutzkleidung
Arnold Volz, Heinrich Schönhut und Georg Werth sprechen Heinz Riefer Mut zu und legen ihm die Schutzkleidung an

Schweiss und Mut

Heinz Riefer arbeitete sich mühsam im Fuchs voran und fasste nach erfolgter Reinigung einen mutigen Entschluss. Er wollte - nur so aus Spaß, wie er sagt - den Kamin erklimmen. Daran hindern konnte ihn niemand mehr. Es passte ja kein Schlosser in den Fuchs, um ihn herauszuholen. Also stieg er die 38 Meter innen im Schlot an der Steigeisenleiter empor, sah sich Schlierbach von oben an und winkte seinen Bewunderern zu.

Heinz Riefer freut sich in luftiger Höhe
Heinz Riefer freut sich in luftiger Höhe
Ausstieg aus dem FuchsEndlich Feierabend

Nachdem er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, war es Zeit für eine Stärkung und eine gründliche Wäsche.


Das Ende des großen Fabrikschornsteins

Der Schornstein wurde im Februar 2015 abgebaut. Obwohl Viele den Abriss bedauern, verdient selbst diese Arbeit allen Respekt. Das Gerüst außen am Schornstein war sicher leichter zu besteigen als die Eisen innen im Kamin, aber die schwindelerregende Höhe blieb gleich. Der Schornstein wurde sehr mühsam von Hand Stein für Stein abgetragen.

Rückbau des Schornstein Wahrzeichens
Rückbau des Schornstein Wahrzeichens 2015