Ein Mann, der eigentlich kein Gerüst braucht

Werner Freymann, Weissbinder in der Handwerkermannschaft

Interview bei Familie Freymann, Brachttal-Schlierbach am 26.01.2012


Herr Freymann hat vom Frühjahr 1976 bis zum Winter 1998 in der Wächtersbacher Keramik gearbeitet. Wie war Ihre Berufsbezeichnung?

Ich war in der Keramik als Betriebshandwerker angestellt. Ich habe alle Arbeiten gemacht in der Keramik, die für einen Handwerker so angefallen ist. Messeaufbau, Messeabbau, etwas repariert, gemalert, Verschönerungsarbeiten, Büroräume, sogar im Fürstlichen Haus gearbeitet, im Schloss, da hab ich 3 Monate gearbeitet. Ich habe täglich 8 Stunden gearbeitet, dazu kamen zwei Pausen von 20 und 40 Minuten.

Was gefiel Ihnen an Ihrer Arbeit?



Die Arbeit war schön, es war ja mein Beruf, Maler und Weißbinder, in jede Abteilung konnte ich hin, ich konnte alles begutachten wo ich gearbeitet hab, ja und die allerschönste Arbeit, die mir am meisten Spaß gemacht hat, waren Messearbeiten, Messeaufbau, Messeabbau, und im Büdingen im Schloss, als ich dem Fürst getroffen hab und die Fürstin mit denen ich reden konnte. Das war für mich eine schöne Arbeit.

Frau Freymann: 350 Fenster.

Ich hab für den Fürsten Otto und Fürstin die Ankleideräume gemacht, die Schlafzimmer, und hab die ganzen Fenster im Schloss Büdingen gestrichen, dreimal, 350 Stück sind das. Da hab ich die Fürstin gut kennengelernt. Sehr patente gute Frau war das.
Der Fürst hat gesagt, Herr Freymann, da wo sie rausgucken, da habe ich noch nie rausgeguckt aus dem Fenster. Das war interessant. Die Fürstin hat sich zu mir hingesetzt und hat gefragt, ob sie bei mir rauchen darf, hat neben mir gesessen, wenn ich gearbeitet hab und hat geraucht.

Die fürstliche Familie scheint einen sehr großen Kreis hier zu ziehen in unserem Ort?

Ich muss sagen, alle Hochachtung vor dem fürstlichen Haus, Weihnachten ist er extra in die Fabrik gekommen, der Fürst und hat mir sechs Flaschen Wein gebracht. Als Weihnachtsgeschenk, also da hab ich auch geguckt, da war ich sehr erstaunt. Und wenn er Geburtstag hatte, durften seine Arbeiter daheim bleiben, da brauchten die nicht zu arbeiten im Büdinger Schloss, das ist auch mir zugutegekommen. War schon gut dort.

Und was gefiel Ihnen weniger gut?

Ich hatte ja nichts zu tun mit dem Ablauf von der Fabrik, ich hatte ja nur meine Arbeit als Handwerker und das hat mir Spaß gemacht, ich war sehr zufrieden, ich bin gerne hin gegangen, in die Fabrik.

Also ein gutes Arbeitsverhältnis?



Ja, ich hatte es nah, ich konnte hin laufen, ich konnte heim laufen und das war schon mal ein Vorteil für mich.

Sie waren da auch so praktisch ihr eigener Herr?

Ja, ich war mein eigener Herr, ich hab es mir selbst eingeteilt, das war ja das Schöne dabei. Es gab wohl einen Meister für die Handwerker, der hat mir gesagt, was ich zu machen hatte, dann hab ich alles selbstständig machen müssen. Da ist im Museum eine Küche gebaut worden, und da sollte die Wand strukturiert werden und alle wussten nicht wie sie das machen sollten, da hab ich gesagt, ich mache euch das, wie es ganz früher war in den fünfziger Jahren, da haben sie gesagt„ oh das ist schön so“. Das war mein Job gewesen.

Ja, mit wem haben Sie so am meisten gearbeitet?

Ja, ich hatte noch zwei Kollegen, der eine für den ich eingestellt wurde, mit dem hab ich noch ein Jahr zusammen gearbeitet, das war Adam, war auch Maler von Beruf und Alfred Frank noch. Das waren meine Arbeitskollegen.

Und habt Ihr so mehr im Team gearbeitet oder alleine?

Also mehr im Team. Wir waren so drei-vier Personen, wir haben immer zusammen gearbeitet, das Einzige wo ich so alleine war, war im Büdinger Schloss, weil ich ein Büdinger bin und dann durfte ich da mal drei Monate arbeiten. Da hab ich das ganze Schloss kennen gelernt, da muss man schon achtgeben, die erste Woche, dass man sich nicht verläuft da drin.

Ja, wenn es 350 Fenster sind, dann ist das ja auch eine riesen Anzahl von Zimmern?

Ja, da kann man rundherum laufen im Schloss, ja eine riesen Anzahl war das, war schon interessant. Was schön war, ich hab da Mittagessen bekommen, immer, ich hatte das Auto gestellt bekommen vom Fürst, ich konnte es Auto nehmen von ihm, konnte heim fahren und hin fahren, das war gut.



Also es hat schon schöne Erinnerungen gegeben, so an ein Einweihungsfest. Das Schönste war, was ich so erlebt hab, war 1982 die 150 Jahrfeier, im Schloss zu Wächtersbach. Und der Geburtstag, der Achtzigste und siebzigste Geburtstag von der Fürstenfamilie. Auf der Ronneburg. Der Fürst hatte die ganze Belegschaft eingeladen, das war schon pompös. Das war herrlich. Das hatte ich noch nie erlebt als junger Mann.


Ergänzung: